Drogen Prozess gegen Hells Angels

De Cargo“ ist der Code-Name, den die belgischen Behörden der Drogen Handel um Feti P. gaben, die über den Antwerpener Hafen Kokain direkt aus Südamerika und über das Netzwerk der Hells Angels durch ganz Europa verkauft haben soll.

508 Kilogramm wurden bei der Festnahme von 23 mutmaßlichen Beteiligten beschlagnahmt, dazu 606.709 Euro Bargeld.

Feti P., der damalige Vizepräsident der Antwerpener Hells Angels steht aber auch in Luxemburg seit mehreren Wochen vor Gericht, da er auch hier hin große Mengen Kokain verkauft haben soll. Käufer soll Boban B. gewesen sein, der zu der Zeit Anwärter der Luxemburger Hells Angels war.

Den umfangreichen Handel zwischen der belgischen Hafenstadt und dem Großherzogtum dokumentierten die Ermittlungsbehörden damals insbesondere über Telefonüberwachungsmaßnahmen und die Auswertung von GPS-Daten.

Übergabe vor dem Möbelhaus
Zudem observierten sie mutmaßliche Übergaben in Brüssel, in Arlon vor einem Bowling-Center und auf dem Parkplatz eines Möbelgeschäfts in Düdelingen. Des Weiteren dokumentierten sie anschließende Fahrten von Boban B. zu Deutschen Hells Angels Standorten unter anderem in Saarbrücken, Köln und Mannheim.

Darüber hinaus hatten sich die zehn Angeklagten, denen auch ein umfangreicher Marihuanahandel angelastet wird, im Polizeiverhör und vor dem Untersuchungsrichter teilweise selbst und auch gegenseitig belastet. Vor der Strafkammer wurde allerdings seit Prozessbeginn ein Großteil der vorherigen Aussagen von den einzelnen Beschuldigten widerrufen.

Wahrheit „falsch aufgeschrieben“
So tat es am Mittwoch auch Feti P. vor Gericht. Mit vorherigen Angaben konfrontiert meinte er beispielsweise: „Ich habe damals eigentlich gesagt, dass ich gemeint habe, dass es so war. Nicht aber, dass es tatsächlich so war.“ Oder auch folgendes: „Ich habe immer die Wahrheit gesagt, alles hängt davon ab, was von wem aufgeschrieben wurde.“ Zudem unterstrich er, er werde lediglich sich selber verteidigen, nicht aber mit dem Finger auf Andere zeigen.

Hinter den Kulissen wird der Sinneswandel, den Feti P. überraschend zu Prozessbeginn offenbarte, übrigens auf einen Vorfall im Gerichtsaal zurückgeführt. Am ersten Verhandlungstag hatte nämlich der Sergeant at Arms der Antwerpener Hells Angels durch seinen demonstrativen Auftritt, bei dem er überdeutlich seine Kutte zur Schau stellte, klar gemacht, nach welchen Regeln zu spielen ist. Und, dass deren Einhaltung aus dem Ausland mit Argusaugen beobachtet wird.

6.000 Euro unter Preis
Zu seinem Umgang mit Boban B. erklärte Feti P., der habe niemals Drogen bei ihm gekauft. Man sei sich niemals beim Preis einig geworden. Boban B., der mit den Luxemburger Hells Angels nach Antwerpen gekommen sei, habe lediglich 25.000 Euro pro Kilo Kokain bezahlen wollen, obwohl der Marktpreis damals bei 31.000 Euro gelegen habe. Auf die Telefongespräche angesprochen, aus denen deutlich hervorgeht, dass es wohl doch zu Geschäften kam, verwies Feti P. knapp darauf, dass diese von korrupten Polizisten aufgezeichnet worden seien.

Feti P. beharrte zunächst darauf, dass es zwar wohl Gespräche mit Boban B. über Drogenverkäufe gegeben habe, nicht aber Verkäufe. Auf die Frage des Richters, ob er nun zugebe, außerhalb des Boban-Kontexts Drogen verkauft zu haben, antwortete er wie so oft zuvor mit einer Gegenfrage: „Wer sagt das?“ – „Ich“, entgegnete der Richter. „Tja“, antwortete Feti P., Diskussion abgeschlossen.

Drogenhandel als Privatsache
Zum Schluss stellte er darüber hinaus klar, dass die Hells Angels nichts mit Drogendeals zu tun hätten. „Wir sind ‚Onepercenter’“, führte er aus. „Jeder macht, was er will. Aber das ist dann eine Privatsache.“

Eine Gewinnbeteiligung von fünf bis zehn Prozent an den Club habe er lediglich freiwillig abgetreten. Genauso habe er aus freien Stücken den Club verlassen, und er sei nicht etwa hinausgeschmissen worden. Fortsetzung folgt.




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